UHC Sparkasse Weißenfels e.V.

Interview mit Ilkka Kittilä

Ilkka Kittilä ist seit der Saison 2019/20 Cheftrainer unseres Bundesliga Herrenteams sowie, seit dem vergangenem Sommer, von unseren Damen. Nach dem erneuten Saisonabbruch unterhielten wir uns mit Ilkka über die vergangen zwei Jahre, seine Entwicklung, aber auch die der UHC-Mannschaften. Weiterhin sprachen wir mit Ihm über seine Rolle im Betreuerstab der Nationalmannschaft und richteten den Blick nach vorne.

English version below

Q: Hallo Ilkka! Wie geht es dir und wie kommst du durch diese spezielle Zeit?

A: Hi! Den Umständen entsprechend geht es mir gut, danke. Natürlich bin ich traurig, dass wir jetzt schon eine lange Zeit nicht mehr trainieren und Floorball spielen konnten. Außerdem vermisse ich persönlich das tägliche Coachen. Auf der anderen Seite haben wir viel Arbeit in die Zukunft und Entwicklung des Clubs gesteckt. Also Sachen, für die man sonst während einer hektischen Saison nicht so viel Zeit hat.

Q: Vor zwei Jahren hast du dich entschieden nach Weißenfels zu kommen. Wie hast du dich mittlerweile hier eingelebt?

A: Es war wirklich sehr einfach hierher zurückzukommen. Die Menschen im und um den Club herum machen die Gemeinschaft einzigartig. Neben meinem Geburtsort habe ich mich nirgendwo so heimisch gefühlt wie in Weißenfels. Dieses Gefühl ist den letzten Jahren nur noch stärker geworden.

Q: Nun wurde auch deine zweite Saison in Deutschland abgesagt, wie gehst du damit um und wie haben sowohl die Herren als auch die Damen darauf reagiert?

A: Wir haben unseren Fokus auf die Entwicklung gelegt. Durch die Situation haben wir Zeit, um uns richtig vorzubereiten und neue Projekte zu starten. Ich bin mittlerweile auch in einige große Projekte als Nationaltrainer bei Floorball Deutschland involviert.

Ich habe auch Trainingspläne für unsere Bundesligateams entwickelt und stecke dort wöchentlich auch noch viel Zeit hinein. Im Männerteam haben wir einen individuellen Trainingsplan für jeden Spieler, im Damenteam hatten wir eine andere Herangehensweise. Seit Ende Oktober trainiert also jeder für sich individuell. Ich bin sehr dankbar dafür, wie gut sich die Spieler*innen an diese schwierige Situation angepasst haben.

Sehr wichtig ist aktuell auch die Zusammenstellung Bundesligateams für die nächste Saison. Hoffentlich erfahrt ihr darüber in den nächsten Wochen mehr.

Q: Wie geht es für die Teams nun weiter?

A: Jetzt gerade sind wir mitten in einer kleinen Pause. Im April starten wir wieder individuell oder in kleinen Gruppen, je nachdem was die Corona-Lage zulässt. Wir hoffen natürlich, dass wir noch während des Frühlings mit dem richtigen Floorballtraining beginnen können. Es wäre dann auch sehr wichtig, dass die Hallen den gesamten Sommer über geöffnet bleiben, um die verlorene Zeit in dieser Saison kompensieren zu können.

Q: Mit Blick über die Bundesliga-Teams hinaus wurde seit dem vergangenem Sommer ein neues Trainingskonzept für den Nachwuchs entwickelt, an welchem du ebenfalls beteiligt warst. Wie zufrieden bist du damit bis zu dem Trainingsabbruch im November?

A: Meine ersten Eindrücke waren wirklich gut. Es gibt natürlich noch kleine Sachen, die wir für die nächste Saison verbessern wollen, aber alles in allem war ich mit dem Start zufrieden. Da wir aber nur ein paar Monate das Ganze beobachten konnten, ist es noch schwer eine tiefgründigere Analyse zu machen. Sobald wir das neue Konzept jedoch über einen längeren Zeitraum angewendet haben, können wir analysieren, ob es so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt haben. Dann können wir auch mehr sagen.

Q: Du hattest ursprünglich einen Zwei-jahres-Vertrag beim UHC. Wie geht es für dich weiter? Was sind deine persönlichen Ziele?

A: Tatsächlich hatte ich einen Vertrag für 2+1 Jahre, also gab es bereits von Anfang an die Option der Saison 2021/22. Diese werden wir auch nutzen, also bleibe ich noch mindestens ein weiteres Jahr. Im Verlauf der nächsten Saison werden wir über die Zukunft reden. Ich persönlich kann aber sagen, dass ich mir vorstellen könnte, auch noch länger in Weißenfels zu bleiben.

Q: Ende letzten Jahres bist du in den Betreuerstab der Herren Nationalmannschaft als Co-Trainer beigetreten. Kurz darauf wurde bekannt, dass Martin Brückner Cheftrainer wird. Wie kam es zu deiner Verpflichtung und freust du dich auf die Zusammenarbeit mit Bruno?

A: Ich kannte schon vorher Atte Ronkanen (Sportdirektor bei Floorball Deutschland). Er wusste, dass ich in der Zukunft auch an einer Position in den Nationalteams interessiert wäre. Als im Sommer 2020 der damalige Cheftrainer des Herrenteams plötzlich seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte, eröffnete sich schneller als gedacht eine Möglichkeit. Für Atte war es einfach, eine Person zu kontaktieren, die er kannte und für mich war es eine sehr einfache Entscheidung, dass ich meine zweite Heimat repräsentieren wollte.

Ich war sehr glücklich, als ich gehört habe, dass Bruno der neue Cheftrainer wird. Ich respektiere ihn als Person und Trainer sehr und die Zusammenarbeit ist super.

Ich denke wir haben einen Staff in der Nationalmannschaft, der auf Augenhöhe arbeitet und wo alle Mitglieder in den Entscheidungsprozess eingebunden sind. Weiterhin bin ich der Meinung, dass wir alle sehr Lösungsorientiert denken und nicht nur Probleme sehen. Wir bewegen uns da alle in die gleiche Richtung. Es herrscht dabei eine konstruktive Umgebung, wo auch Platz für Diskurs zwischen uns besteht.

Bisher bin ich sehr froh in einem Trainerstab zu arbeiten, der von Bruno geleitet wird. Er ist ein guter, moderner Leiter, der gerne Raum und Verantwortung mit den Menschen um sich herum teilt.

Q: Du warst vor deiner Zeit in Deutschland schon in Finnland als Trainer aktiv. Wo siehst du den deutschen Floorball (Bundesliga/ Nationalmannschaft) im Vergleich zu den Top-Nationen?

A: Hier werde ich meine Antwort relativ einfach und direkt halten. Ich kann nur Vergleiche mit Finnland machen, da ich in den anderen Topnationen nicht genügend Erfahrung gesammelt habe. Im Vergleich mit Finnland ist die brutale Wahrheit, dass wir in allem zurückliegen. In manchen mehr, in manchen weniger.

Das Spiel in Deutschland unterscheidet sich zu dem in Finnland, aber wenn ich das Level der Bundesliga mit Finnland vergleichen müsste, wäre die Bundesliga auf dem Level der 3. Liga. Im Junior*innenbereich ist die Struktur wie vor 15-20 Jahren in Finnland. Meiner Meinung nach müssten vor allem dort sehr schnell große strukturelle Veränderungen eingeleitet werden.

Das Gute ist aber, dass Deutschland sehr großes Potential hat und ich danach strebe, Lösungen zu finden. Neben Fragen des Levels der Spieler*innen, Trainer*innen und des Verbandes ist der größte Diskussionspunkt wie wir uns und unseren Sport sehen. Ist Floorball eher ein Hobby oder ein Lebensstil? Wir müssen uns fragen, wie wir innovative und effektive Wege finden können, um unsere Spieler*innen durch Trainer*innenausbildungen, die Clubs und die Verbandsstrukturen fördern zu können.

Floorball ist auch in den Topnationen noch ein Amateursport. Sie haben es trotzdem geschafft, ihre Bedingungen und ihr Umfeld professionell zu gestalten. Was würde eine solche Entwicklung für die deutsche Kultur, Traditionen und den Sport bedeuten? Genau das müssen wir herausfinden und daran auf Spieler*innen-, Club-, regionalem und nationalem (FD) Level arbeiten.

Zur Zeit laufen trotz der derzeitigen Lage gute Projekte, aber Entwicklung braucht Zeit. Veränderungen passieren nicht von heute auf morgen, aber ich bin sehr zuversichtlich, was die Zukunft betrifft. Als erstes müssen wir aber erst einmal die Corona-Lage in den Griff bekommen und die Schläger wieder in die Hand nehmen (dürfen).

Q: Zu guter Letzt: Was sind deine Wünsche für die Zukunft?

A: Ich wünsche jedem Gesundheit und Geduld und bin mir sicher, dass wir es als Club auf jeden Fall schaffen können, verantwortungsvoll zu trainieren und hoffe, dass wir bald wieder in die Hallen dürfen. Außerdem wünsche ich mir, dass wir die Stadt überzeugen können, die Hallen im Sommer geöffnet zu lassen und dass die Impfungen der gesamten Lage helfen. Hoffentlich können wir die Zeit auch nutzen, um Tests für vor und nach den Spielen zu besorgen, damit wir wieder spielen können. Ich weiß nicht, wie Normalität in Zukunft aussehen wird, aber denke, dass wir als Gesellschaft lernen können, wie wir mit dem Virus umgehen und leben können. Ich hoffe, dass mit diesem Jahr das Schlimmste der globalen Pandemie vorbei sein wird.

Q: Vielen Dank für das Interview, wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg!

A: Danke an Dich/Euch und alle Mitglieder der UHC-Familie, unsere Fans, Followers und Sponsoren! Bleibt gesund!


English:

Since the season 2019/20 is Ilkka Kittilä the headcoach of our mens Bundesliga team and in addition since last summer also of our womens team. As the season was canceld once more this year we talked to Ilkka about the last two years, his development and the progress of the UHC teams. Furthermore we discoused about his role in the German mans national team stuff and look forward to future challanges.

Q:Hello Ilkka! How are you and how are you getting through this special time?

A: Hi! Considering the circumstances I’m fine, thanks. Of course I’m sad that we haven’t been able to practise and play floorball for a long time. Also personally I really miss the actual everyday coaching. But on the other hand we have done much work in the club for future development. Stuff that you don’t have that much time for when you have a hectic season going on.

Q: Two years ago you decided to come to Weißenfels, how have you settled in Weißenfels now?

A: It was really easy to come back here. The people inside and around the club make this community special. Besides the place I was born, I’ve never felt any place more like home then Weißenfels. This feeling has just became stronger these last years.

Q: Your second season in Germany has also been canceled, how do you deal  with it and how did mens and womens team react to it?

A: We have put much focus on development work. There has been now time to prepare and start new projects. I have been also involved in some big projects of Floorball Deutschland as a national team coach.

I also organize the Bundesliga teams’ practise plans and put weekly quite much time on that. With mens team we have had individual practise plans for each player and with women’s team we have made it a bit different. We have been practising individually the whole time since the end of October. I am very grateful how our players have adapted to this difficult situation.

One important thing right now is also the team building for next season for our Bundesliga teams. Hopefully next weeks you get to hear more news about this.

Q: What is next for the teams?

A: Right now we are in the middle of a small break. In April we start again individually or in small groups depending on the corona rules. At some point during the spring we hope to get back to floorball practises. It would be really important that the halls would be open through the whole summer so it is possible to compensate the time without floorball that we lost this season.

Q: With a view beyond the Bundesliga teams, a new training concept for the youngsters was developed over the past summer, in which you were also involved. How satisfied are you with it until stopped training in November?

A: The first impressions were really good. There are small things we want to improve for next season, but all in all I was satisfied how it started. From those couple of months is still hard to say any larger thoughts but after we have used the new concept for a longer time, we will make bigger analysis if it works how we wanted or not. Then we can also say more about it.

Q: You originally had a two-year contract with UHC. How is it going for you? What are your personal goals?

A: Actually I had a contract of 2+1 years so there was an option for season 2021-22. That is now used so I will stay at least one more year. During the coming season we will talk about the future then. I personally can already say that I would see myself staying for an even longer time, but let’s see how it goes.

Q: At the end of last year you joined the mens national team as an assistant coach. Shortly afterward it was announced that Martin Brückner will be head coach. What led to this commitment and are you looking forward to working with Martin?

A: I knew Atte Ronkanen (FD sports director) from before and he knew that some day I would be interested in national team positions. When in summer 2020 the former head coach suddenly quit, the possibility came a lot faster than I thought. It was easy for Atte to contact a person who he knew and easy for me to make the decision to represent a country which has become a second home for me.

I was really happy when I heard that Bruno would be the new head coach. I respect him a lot as a person and as a coach and it has been great to work with him. I think we have an equal working environment inside the national team staff where all members are included into our decision-making. Also I think we are all seeking for solutions instead of problems and we have a similar direction where we are heading. The environment is safe for arguments or even some conflicts when there is trust within the members.

So far I have been really happy to work in a staff which Bruno leads. He’s a good, modern leader who shares space and responsibility with the people around him.

Q: Before you came to Germany, you worked as a coach in Finland. Where do you see german Floorball (Bundesliga/ national team) compared to the top nations?

A: I will keep my answer quite simple and direct here. I compare only to Finland because I haven’t got enough experience from the other top nations. Compared to Finland the brutal truth is that we are behind in everything. In some things more, some things less.

The game in Germany is quite different than in Finland but if I had to compare the level of Bundesliga to Finland it would be somewhere around Finnish 3rd highest league. In junior side the structure is as it was 15-20 years ago in Finland. I see that in the junior side there should be couple of bigger structural changes quite soon.

But the good thing is that there is a lot of potential in Germany and I tend to look for solutions. I think from the player and coach level to the federation level the biggest discussion is how we see ourselves and our sport. Is it just a hobby or is it more like a lifestyle? How can we find innovative and effective ways to develop our players through coach education and our club and federation structures.

Floorball is still an amateur sport in the top countries as well, but still they have been able to make their floorball conditions and environment very professional. What this development means in German culture, traditions and sports field? That is what we have to find out and work for in individual level (players), club level (clubs), regional level (regional federations) and national level (FD).

There are good projects going on considering these things right now, but of course development takes time. Development doesn’t happen overnight, but I am optimistic about the future. We just need to beat this virus first and get back to play.

Q: Last but not least. What are your wishes for the future?

A: I hope for health and patience for everyone. Because I know we can arrange it responsibly as a club, I hope that we can practise in the hall soon. I hope we can make the city to keep the halls open over summer. I hope the vaccines help to this total situation. I hope we use the time to organize tests before and after games next season to be able to play again. I don’t know what will be ”normal” in the future, but I hope we can learn as a society how to cope and live with the virus. I hope that during this year the worst is over considering this global pandemic.

Q: Thank you for the interview and good luck fort the future!

A: Thank you and for all members of UHC family, our fans, followers and sponsors, stay healthy!

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