
Hallo Leonie!
Nach deiner Ausbildung hat es dich nach Schweden verschlagen, doch nicht aufgrund des Floorballs. Was hat dich dann doch dazu bewogen, wieder zum Sport zu finden?
Nachdem ich 3 Monate ohne Floorball in Schweden gelebt habe, hat mich mein Gastvater zu einem seiner Spaßtrainings eingeladen. Dort habe ich zum ersten Mal in Schweden wieder angefangen zu spielen und wollte darauf hin nicht wieder den Schläger aus der Hand legen.
Wie sah dein Alltag aus, wie hast du Sport, Arbeit und Freizeit unter einen Hut gebracht?
In Schweden habe ich als Vertretungslehrerin und Schüler Assistentin an einer internationalen Schule gearbeitet. Also von morgens bis nachmittags Arbeit und dann dreimal die Woche abends Training und eben Spiele am Wochenende. Die restliche freie Zeit habe ich meistens mit Freunden verbracht.
Was gefällt dir an Schweden besonders? Gibt es etwas, das du an Deutschland vermisst hast?
Also am meisten gefällt mir hier die Natur. Ich brauche nur 20 Minuten fahren und ich bin am offenen Wasser, einem See oder einer wunderschönen Wanderstrecke im Wald. Dazu mag ich auch die gelassene und ruhige Natur der Menschen, die das Leben einfach entspannter machen. Vermissen tu ich natürlich auch manches. Am meisten aber meine Familie und Freunde.

In welchem Verein spielst du jetzt, in welcher Liga und wie läuft eure Saison bisher?
In den letzten zwei Jahren habe ich beim FBC Lerum gespielt, welcher in der Division 1 (dritte schwedische Liga) spielt. Dort haben wir uns als Ziel gesetzt in die nächst höherer Liga aufzusteigen und so schlecht sieht es gar nicht für uns aus. Derzeit befinden wir uns auf dem dritten Platz und es fehlt nur ein Punkt um auf Platz zwei zu liegen. Wir hatten eine sehr durchwachsene Saison, sind aber jetzt motiviert unser letztes Saisonspiel zu bestreiten. (Stand 8. März 2025)
Wie würdest du das Niveau und die Spielweise in Schweden mit der in Deutschland vergleichen? Was sind die größten Unterschiede?
Also das Niveau, auf dem ich jetzt gespielt habe ist schon höher. Das Tempo, das Körperspiel und teilweise auch die Taktik haben mich hier anfangs etwas überrumpelt. Zudem wird hier in Schweden fast jeder Zweikampf laufen gelassen um dem Spiel nicht den Spielfluss zu nehmen. Natürlich habe ich mir auch davon einiges abschauen können. Vor allem an meinem Zweikampfverhalten und meinem Spielverstehen habe ich viel gearbeitet.
Was würdest du dir für den deutschen Floorball wünschen, sowohl in der Breite als auch auf Spitzenniveau?
Ich wünsche mir vor allem, dass auch in Deutschland mehr daran gearbeitet wird den Spielfluss zu behalten und mehr Zweikämpfe laufen zu lassen. Zudem wünsche ich mir auch, dass ein größerer Wert auf den Frauen-Floorball gelegt wird. Natürlich arbeiten wir schon daran, aber trotz allem gibt es immer noch einen großen Unterschied vom Frauen- zum Männer Floorball.
Spielerisch hast du dich offensichtlich ebenfalls weiterentwickelt. Du warst erneut mit dem Damennationalteam unterwegs, dieses Mal sogar bei der Qualifikation für die Weltmeisterschaft. Wie hast du das Turnier erlebt? Gab es besondere Herausforderungen oder Highlights?
Für mich war es eine spannende und neue Erfahrung. Ich habe zwar schon einiges mit der U19 erlebt, aber mit der Damennationalmannschaft ist es doch nochmal anders. Gegen die besten Spieler der Welt zu spielen, welche ich mir sonst in Schweden von der Zuschauertribüne anschaue, war wirklich unglaublich. Mir hat alles einfach total viel Spaß gemacht und ich freu mich sehr auf die kommende Zeit in der Natio.

Wie hat sich dein Spielstil durch die Erfahrungen in Schweden verändert?
Ich glaube am meisten musste ich an meinem Körperspiel ändern. Ich hab einige Mädels im Team die einen locker mal über die Bande stoßen können. Um da mithalten zu können musste ich viel an meiner Stabilität und Kraft arbeiten und kann mittlerweile echt gut mithalten bei Zweikämpfen.
Welche Rolle hast du in deinem schwedischen Team inne und wie würdest du das Teamgefühl beschreiben?
Meine Rolle im Team ist vor allem als Motivator bzw. werde ich auch liebevoll als „the german“ bezeichnet. Ich bin immer gut gelaunt und versuche immer alle fürs Spiel zu motivieren. Ich liebe mein Team und wir sind eine sehr enge Gruppe, die an einem Strang zieht.
Wie sehen deine weiteren Pläne aus, sowohl sportlich als auch abseits des Feldes?
Also gerade plane ich meinen Umzug zurück nach Deutschland. Im April verschlägt es mich tatsächlich zurück in die Heimat. Dort werde ich erstmal arbeiten und natürlich auch versuchen weiter Floorball zu spielen. (Stand 8. März 2025)
Gibt es ein bestimmtes Ziel oder einen Traum, den du dir noch erfüllen möchtest?
Ich mein natürlich ist mein jetziges Ziel mit zur Damen WM nach Tschechien zu fahren und dort zu spielen. Dazu kommt aber auch wieder gut zurück im deutschen Floorball zu landen.

Was würdest du jungen Spielerinnen raten, die auch mal im Ausland spielen möchten? Welche Herausforderungen gibt es und was sollte man vorher bedenken?
Wenn man immer den Wunsch bzw. Traum hat ins Ausland zu gehen um dort zu spielen, kann ich es nur raten es auch zu tun. Man lernt so viel über sich selbst aber auch über den Sport. Man muss sich nur vorher gut informieren. In welcher Liga will man spielen, welche Teams gibt es dort, wo man wohnt usw.. Dazu muss man natürlich auch wissen wie man dort geldlich überleben kann. Also ganz wichtig ist es sich vorher ausreichend zu informieren und unterschiedliche Meinungen einzuholen. Aber dennoch ganz wichtig: wartet nicht zu lange euren Traum/Wunsch umzusetzen, sonst macht man es nicht und wird es immer bereuen.
Gibt es einen besonderen Moment oder eine Anekdote aus deiner Zeit in Schweden, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Eine der wichtigsten Sachen die ich von meinem Ko-Trainer gelernt habe ist es immer mit einem lächeln zu spielen. Denn wer gut gelaunt ist, spielt auch besser!
Wenn du zurückblickst: Hat sich dein Blick auf den Sport oder deine Einstellung zum Spiel durch die Zeit im Ausland verändert?
Ja, durchs Ausland konnte ich Floorball von einer ganz anderen Seite kennen lernen und freue mich ein paar von meinen Erfahrungen in den deutschen Floorball einzubringen. Ich sehe den Sport mit ganz anderen Augen und freue mich darauf wieder in Deutschland zu spielen.